Bach und die Lieder-Freunde

Wer sich mit der Arbeit der Hymnologen des frühen 18. Jahrhunderts beschäftigt, wird auf viele verschiedene Namen stoßen. Wir haben uns auf die Spur ihrer Publikationen begeben, die bereits den Zusammenhalt und die intensive Zusammenarbeit dieser Gruppe, die sich „Lieder-Freunde“ nannte, erkennen lassen. Wichtige Namen sind Johann Christoph Olearius aus Arnstadt, Georg Heinrich Götze aus Lübeck (der Buxtehude bei seinen Abendmusiken unterstützte!) und Johann Martin Schamelius aus Naumburg.

Lydia Vroegindeweij untersuchte die starke Verwandtschaft von Text und Musik in Bachs Choralkantaten mit dem Werk dieser frühen Hymnologen und ging der Frage nach. Ist die Beziehung zwischen Bach und diesen Lieder-Freunden irgendwo dokumentiert? Die nachweislichste Beziehung zu Bachs Werk finden wir in den Gesangbuchkommentaren von Schamelius. Er schrieb eine Autobiographie, die nach seinem Tod von seinem Schwiegersohn herausgegeben wurde, die aber leider keine konkreten Anhaltspunkte bietet.

Eine Spur in einem Trauergedicht?

ANMERKUNGEN. Die Informationen in diesem Beitrag wurden am 24. Juni 2024 aufgrund neuer Informationen aktualisiert.

Nach Schamelius‘ Tod im Jahr 1742 scheint ein Trauergedicht entstanden zu sein, in dem seine Arbeit als Hymnologe ausführlich gewürdigt wird. Es enthält die Namen der „Lieder-Freunde“, mit denen er zusammenarbeitete.

Eine Zeit lang sah es so aus, als ob dies auch Bachs Namen enthielte. Leider stand zunächst nur eine Sekundärquelle zur Verfügung, die in der Dissertation von Andreas Lindner über Schamelius zitiert wurde (Andreas Lindner, Leben im Spannungsfeld von Orthodoxie, Pietismus und Frühaufklärung. Johann Martin Schamelius, Oberpfarrer in Naumburg (1998)). Das Original befindet sich in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar, die bei dem verheerenden Brand im Jahr 2004 irreparabel beschädigt wurde. Auf Lydias Anfrage bei der Bibliothek in Weimar kam leider die Nachricht, dass das Dokument nicht mehr verfügbar sei.

Doch dann stellte sich heraus, dass die Autorität des Bach-Archivs in Leipzig bessere Zugänge hatte: Das beschädigte Dokument tauchte auf und was zeigte es…. da stand nicht „Bach“, sondern „Dach“. Es ging um den Dichter Simon Dach (1605-1659). Die Sekundärquelle enthielt also einen Schreibfehler und wurde in der Folge auch von ihrem Verfasser fälschlicherweise als „Johann Sebastian Bach“ interpretiert.

Sehr bedauerlich, aber glücklicherweise ist dies nur ein Detail in der größeren Untersuchung der Mission der Lieder-Freunde, das Liedgut zu retten. Und dabei ist die Beziehung zu Bachs Choralkantaten so relevant wie zuvor.

"Die Verdienste der Lieder-Dichter und Erklärer" - Titelblad. Herzogin Anna-Amalia-Bibliothek - Weimar.
Idem. Seite 3.

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