Ellen van der Sar und Lydia Vroegindeweij entwickeln einen Plan für die Stichting Kerkmuziek Netwerk (Stiftung Kirchenmusiknetz), um das Jubiläumsjahr 2024/25 und die Zeit bis dahin zu beleuchten.
Einleitung
2024/2025 ist ein doppeltes Jubiläumsjahr. Es ist 500 Jahre her, dass Martin Luther (1483-1546) seine erste Liedsammlung schrieb und veröffentlichte. Außerdem ist es 300 Jahre her, dass Johann Sebastian Bach (1685-1750) seinen Jahrgang Choralkantaten in Leipzig schrieb und aufführte. In den 40 Choralkantaten dieses Zyklus liegt der Schwerpunkt auf Liedern von Luther und seinen Zeitgenossen.
Die Doktorarbeit von Lydia Vroegindeweij zeigt, dass die Verbindung zwischen diesen beiden Sammlungen mehr ist als nur eine Hommage an das 200-jährige Jubiläum des reformatorischen Liedguts. Zum einen geht es um den theologischen Inhalt von Kirchenliedern, der zu Beginn des 18. Jahrhunderts in der Diskussion stand. Aufgrund des Aufkommens verschiedener theologischer Strömungen sahen sich die orthodoxen lutherischen Kirchenleiter in Deutschland veranlasst, den Gläubigen die tröstliche Bedeutung des Glaubens, wie Luther sie formuliert hatte, neu zu erklären. Zum anderen ist da die besondere musikalische Form. Das sich entwickelnde Bürgertum in Leipzig zu Beginn des 18. Jahrhunderts zeigte großes Interesse an Kunst und Kultur, wobei die moderne Oper ein wichtiges Element darstellte. Bach nahm bewusst neue Elemente aus der Oper, wie Arien und Rezitative, in seine Kirchenkantaten auf. Gleichzeitig nutzte er musikalische Ausdrucksmittel, um den Texten eine bestimmte Bedeutung zu verleihen und so ein besseres Verständnis der Glaubenslehre in den Liedern zu unterstützen.
Dauerhafte Bedeutung
Luthers Lieder werden noch immer in Kirchen verschiedener Konfessionen weltweit gesungen. In ähnlicher Weise werden Bachs Choralkantaten immer noch von einem großen Publikum und von Musikern in der ganzen Welt geliebt. Der tröstliche Wert sowohl der Lieder als auch der Kantaten wird von Fans erfahren, von vielen ausschließlich auf der Gefühlsebene, von anderen auch auf der Grundlage des Textverständnisses oder der Einsicht in die musikalische Struktur. Sowohl Luthers Lieder als auch Bachs Kantaten können als wichtiges kulturelles Erbe innerhalb und außerhalb der Kirche betrachtet werden.
Kultur nach der Kovid-Krise
Infolge der Covid-Pandemie wurden die Möglichkeiten, dieses Erbe lebendig zu erhalten, in den Jahren 2020 und 2021 stark eingeschränkt. Gemeindegesang und Chorgesang waren in den Kirchen nicht möglich, und Theater und Konzertsäle waren geschlossen, so dass Chöre und Orchester nicht auftreten konnten. Wir hoffen, dass es 2024/2025 wieder mehr Möglichkeiten für ausübende Musiker geben wird, ihrem Publikum zu dienen. Dabei kann ein spezielles Projekt rund um die Choralkantaten bereits einen zusätzlichen Anreiz bieten, um (Kirchen-)Chöre und Orchester wieder in die Lage zu versetzen, dieses Erbe vor einem großen Publikum aufzuführen. Dies gilt für professionelle Ensembles, aber natürlich auch für Amateursänger und -musiker.
L500B300, ein Rahmenplan
Der Planentwurf besteht aus mehreren Elementen und Unterprojekten, die den folgenden Zielen entsprechen:
- Förderung der Aufführung von Bachs Kantaten durch (a) Profis, (b) Amateure, (c) kooperative Gruppen (a + b).
- Rückgewinnung des bestehenden Publikums und (Weiter-)Entwicklung des Programms.
- Neue Publikumsgruppen ansprechen, fesseln und an sich binden.
- Komponisten herausfordern, die historische Linie fortzusetzen (Kompositionsauftrag „in Nachahmung von“).
- Kantate-plus, Kooperation und Integration mit anderen Kulturbereichen, die einen besseren Einblick in die Zeit geben, in der die Lieder und Kantaten entstanden sind.
- Lehren und Zukunftsforschung: Wie können Kunst und Kultur in Zeiten der Krise überleben?
Bei der Entwicklung der Teilpläne wird zwischen unterschiedlichen Perspektiven, Arten von Aktivitäten und Zielgruppen unterschieden, wie zum Beispiel:
- Bildung (für Zuhörer, Jung und Alt; interaktive Vorträge für Interpreten unter dem Motto: Verstehe, was du singst/spielst).
- Mitmach-Aktivitäten (z. B. „Scratch“-Nachmittage, Bach-Singen lernen an einem Nachmittag, insbesondere für neue Zuhörergruppen).
- Vortragsveranstaltungen (Konzerte, sowohl von und für Profis als auch für Amateure).
- Forschung (für Studenten der Theologie, Musikwissenschaft, Linguistik, Philosophie oder Geschichte; auch international).
Beteiligen Sie sich am Projekt!
Wir untersuchen jetzt, welche Partner in unserem Netzwerk Ziele haben und/oder Pläne entwickeln, die mit unserem Plan in Verbindung stehen könnten. Schließlich macht es nicht nur Freude, zusammenzuarbeiten und Wissen zu teilen, sondern es lassen sich auch organisatorische Synergieeffekte erzielen, zum Beispiel bei der Finanzierung und der Kommunikation.
Sind Sie oder kennen Sie eine solche Organisation? Wir würden uns freuen, mit Ihnen in Kontakt zu treten, damit wir unsere Pläne mit allen teilen können, denen Bachs Choralkantaten am Herzen liegen.
Ellen van der Sar
Lydia Vroegindeweij
Stichting Kerkmuziek Netwerk ist eine private, unabhängige Stiftung (Wohltätigkeitsorganisation) und konzentriert sich darauf, Initiativen und Organisationen im Bereich der Kirchenmusik zu verbinden, zu stärken und zu inspirieren. Bekannte Projekte der Stiftung sind Orgelkids.nl und Kerkliedwiki.nl.
Lydia Vroegindeweij, Troost bij Luther en Bach. Theologie, kerklied, cantate (Leusden 2020).